Der hypnotische Sog von Søjus1

Søjus1 gehört zu den neuen deutschen Bands, die vielfältige Einflüsse und Zugänge in ihrem musikalischen Netzwerk zulassen. Das Duo aus Dresden ist deshalb auch schwer zu beschreiben, aber umso anregender auf ihrem Debütalbum "Søjus1" zu hören. Dabei trafen ursprünglich mal Jazz und Techno aufeinander. Der eine Musiker, Simon Arnold, ist Jazz-Schlagzeuger, spielte früher beim Matthias Rethberg Trio und komponierte Filmmusiken. Die Wurzeln des anderen, Ralf Müller, liegen in der Clubmusik der Jahrtausendwende. Unter dem Namen "Sonorous" veröffentlichte er House-Platten, tourte weltweit als DJ und remixte u.a. Sinéad O'Connor, Dario G. und Heather Nova.

Nach Jahren des gemeinsamen Spiels hat ihre Musik mit Techno und Jazz denkbar wenig zu tun. Man kann es auch nicht in der Mitte einer gedachten Achse zwischen beiden Genres verorten. Vielmehr fusionieren Simon Arnold und Ralf Müller unterschiedliche Ideen zu einem lebendigen Konglomerat - reichhaltig in seinen Klangfarben, komplex in seiner Rhythmik, entschleunigt und schwer, emotional und schmerzlich, vor allem aber sorgfältig ausproduziert. Der Hörer erlebt einen hypnotischen Sog zwischen Soundscapes aus Ambient und Industrial, zwischen Synthies und Klavier, in dem selbst vertrackte Schlagzeugpatterns und Sprachsamples Platz finden.

Bis zum fertigen Album war es ein steiniger Weg. Nach drei Jahren Doppelleben in Teilzeitjobs als Lehrer am Gymnasium und Nachtschichten im Kinderheim, nach Wochenendschichten in Tonstudios, die sie außerhalb der eigentlichen Arbeitszeiten benutzen dürfen und im Gegenzug putzen und das Geschirr abwaschen, halten die beiden schließlich das fertige Werk in den Händen. Seit 1. November 2015 ist "Sojus1" als CD-Digipack erhältlich - zu beziehen über die Bandcamp-Seite der Formation. Download-Möglichkeiten gibt es bei Amazon, Google Play und iTunes.


Foto: Søjus1